24.07.2021 EmsRadweg, Weiterfahrt von Ditzum nach Greetsiel
Kaum war aus der Dusche rief Frau Mühlenhaupt, die Seele des Hotel am Fischerhafen an. Ich gestand alles. Wir lachten noch am nächsten Morgen, Tresor und ich überlebten also.
Ditzum ist stark vom Tourismus besucht. Urlaubende hörte ich sagen, wie es sich in den letzten Jahren veränderte. Es würde immer mehr und eine Gruppe Herren beschwerte sich, dass man sich einen Tisch im Restaurant erbetteln müsse. Hier kämen nicht nur die wenigen Hotels und Ferienwohnungen, sondern auch der große Wohnmobilhafen und viele Tagesbesuchende zum tragen.
So ging es mir gestern Abend auch, es war nach 20h als ich endlich und das sehr hungrig auf die Piste ging. Nach zwei Ablehnungen fand ich noch einen Tisch mit offener Küche im Haus am Siel, Ditzums vielleicht mit teuerste Restaurant. Egal, der Emsradweg ist mit allen Schwächen und Stärken geschafft, auch wenn die Kabeljaupfanne jetzt 22,00 Euro kostet, es musste eine Belohnung her!
Ich hatte ein richtig schlechtes Gewissen, bis die Pfanne kam. Die war ihr Geld wirklich wert, ich meine den Inhalt derselben.
23.07. Ruhetag in Ditzum
Nach dem Frühstück mit der letzten Tasse Kaffee auf die Terrasse und den EMSigen Hummeln im Wilden Flieder zusehen. Ich hatte ja Urlaub.
Danach ab in den Hafen und dem Treiben dort zusehen.
Ich hatte ja Urlaub.
Nach ca. zwei Stunden auf der Bank war ich völlig ermattet. Da war aber wirklich was los! Nicht nur die Fähre, sondern Segelboote, Kutter, verholen von alten Yachten per Tampen und Bootshaken (keine Masten, kein Motor), das "Ankermuseum Ditzum" und mehr nahmen mich hart in Anspruch.
Zeit für ein ausgedehntes Mittagsschläfchen.
Ich hatte ja Urlaub.
Danach Zeit für einen großen Kaffee und O-Saft auf der Terrasse, wo ich den Ems-Tag 7 schrieb. Und noch ein wenig politisch telefonierte. Nur ein wenig!
Ich hatte ja Urlaub.
Schnell noch in den Ort und Mineralwasser und Postkarten für morgen gekauft.
Morgen geht es mit der Fähre rüber nach Petkum, dann mit dem Rad über Emden nach Greetsiel.
In Ruhe.
Ich habe ja Urlaub.
Und am Abend wieder ins Haus am Siel, wg. Urlaub.
0 KM
24.07.2021
Ditzum verlassen tat weh, ich mag diesen kleinen hübschen Ort einfach und hoffe, dass er zukünftig nicht ganz so vom Tourismus überrollt wird wie mein nächster Urlaubsort, Greetsiel.
Doch um dort hin zu gelangen stand erst einmal eine Schiffsreise an und eine solche unternimmt man mit regionalem Fokus mit einem Produkt der Papenburger Meyer-Werft.
Die 1926 noch mit Dampfantrieb gebaute Fähre von Ditzum hinüber über die Ems nach Petkum erfuhr in den 50igern eine Umrüstung auf Diesel und bereits in diesem Jahrtausend eine komplette Sanierung.
Bis zu drei KFZ passen darauf - und jede Menge Fahrräder, kurz vor der Abfahrt kamen sie aus allen Richtungen angeradelt.
Nur etwas zu spät fand sich ein Herr ein, der aus Richtung Touristinfo und den dort liegenden öffentlichen WCs angelaufen kam. Die Fähre legte bereits ab. Da stand er nun die Schultern zuckend; ich vermute ohne Geld, Papiere, Fahrrad, liebende Gattin...
Die Rufe seiner Begleitung: "Hilfe, da fehlt noch jemand..." ließen den Schiffsführer die Hebel umlegen, er motorte zurück, Klappe runter, Mann an Bord, Klappe hoch, ab nach Petkum.
Von dort ging es circa elf Kilometer erst der Ems und dem Dollart entlang. Ist das jetzt die Emsmündung, fragte ich mich? Ich befand mich genau am Übergang in den Dollart.
Im Hafen Emdens folgte ich der Ausschilderung des Start&Zielpunkts des EmsRadwegs. Zumindest dies war nun der offizielle Endpunkt der EmsRadReise. Ziel erreicht. So.
Mich zog es durch Emden City am HBF und der dortigen Denkmal-Dampflok BR 43 vorbei in Richtung Wattenmeer und Greetsiel. Und das bitte auf dem direkten Weg. Hintergrund, vor Jahren radelte ich einmal von Emden größtenteils am Wattenmeer entlang ein paar Tage bis nach Wilhelmshaven und scheiterte an der Pünte über das Knockster Tief. Das war eine kleine Personen- und Fahrradfähre, die man allerdings selbsttätig per Hand über das Tief bringen. Doch alleine unterwegs scheitete ich am starken Wind, der mich abtrieb.
WARNUNG: nie alleine dort!
Nach einem Notruf eilte ein kompletter Löschzug heran und befreite mich. "Das kommt öfter vor", wurde mir bestätigt, ich wäre somit nicht alleine mit meinem Schicksal.
Heute also Greetsiel direkt, bitte.
Der direkte Weg nach Greetsiel führte von Emden heraus entlang ein paar Wasserläufen in den Ort Hinte hinein.
Gegenwind, nein danke.
Zum Glück fiel der Wind mehr seitlich ein, ich hatte ja auch meinen Kurs geändert, nicht mehr nach NW sondern NO.
Trotzdem war ich platt, obwohl reichlich lecker gefrühstückt. Wo verdammt gab es in Hinte etwas Leckeres?
Antwort: Im dortigen Café Courage (Brückstraße 38, 26759 Hinte) erhielt ich im klasse riesengroßen lebensrettenden Fruchtbecher und einen großen Kaffee.
Greetsiel erreichte ich dann im bewährten Zickzack-Kurs über Radwegen unterschiedlichster Qualität. Aber ich war da!
Im Disneyland.
So kam es mir tatsächlich vor. Es war Samstag, es war gnadenlos voller buntem touristischen Treiben, Jubel, Trubel, Heiterkeit inkl. Ballermann-Gesängen aus Hafenkneipen. Manchmal glaubte ich, Mickey Mouse oder Donald Duck kämen um die Ecke...
Der grüne Wolf als Spaßbremse? Nein, aber auffällig nach viel Landschaft und Ruhe entlang der Ems war das schon.
Untergekommen bin ich in Hafennähe im Gasthaus Greetsieler Börse, einfach eingerichtet aber für Greetsiel preiswert. Von meinem Einzelzimmer Nr. 19 hatte ich sogar soetwas wie Hafenblick auf Fischkutter. Immerhin!
Ditzum-Greetsiel direkt inkl. Eisbecher 36km
Top war der Tagesausflug mit der Frisia X zwei Stunden über das Wattenmeer nach Juist. Die Insel hat was, dorthin werde ich auf jeden Fall einmal zurück kehren. Keine wilden Bettenburgen, feine Dünen, schöner sehr langer Sandstrand und keine Automobile. Juist ist autofrei. Klasse waren die Lastänhänger, gezogen von zwei Kaltblütern in einem dauernden Kommen und Gehen in Schleichfahrt vom Hafen zu ihren Bestimmungsorten.
Und währen der Überfahrt konnten wir Seehunde auf einer Sandbank und sogar drei Tümmler sehen. Das war einer der Höhepunkte des ganzen Urlaubs.
Der war nun am 28.07.2021 vorbei, es ging zum Bahnhof. Doch wehe, Gegenwind! aus SW in Böen bis 45km/h. Denkste. Spieß umgedreht und mit dem Wind bis zum Bahnhof Marienhafe.
Das waren dann nochmal zwanzig nette Kilometer zum Urlaubsabschluss.
Tschüss Wattenmeer, tschüss Ditzum, tschüss EmsRadweg, bis zum nächsten Mal.
Reisebericht Emsradweg von den Emsquellen in der Senne bis zum Dollart und weiter an die Nordsee
- 16.07.2021 Anreise nach Hövelhof und 1. Etappe per Rad zu den Emsquellen. Weiter über Stock, Stein und den Emsradweg nach Wiedenbrück
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- 18.07.2021 Emsradweg 3. Etappe Warendorf-Einen bis Greven-Gimbte
- 19.07.2021 Emsradweg 4. Etappe Greven-Gimbte nach Gleesen (Emsbüren)
- 20.07.2021 Emsradweg 5. Etappe Gleesen über Lingen und Moormuseum nach Meppen
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- 22.07.2021 Emsradweg 7. Etappe Rhede bis ins Ziel nach Ditzum am Dollart
- 24.07.2021 Weiterfahrt mit Fähre nach Petkum und via Emden und Hinte nach Greetsiel, Aufenthalt und Tschüss Ostfriesland
- Emsradweg subjektives Fazit einer Radtour