Dietmar Wolf, der grüne Wolf für Düsseldorf

21.07.2021 EmsRadweg Meppen bis Rhede bei Papenburg

Panik!
Wo verdammt ist mein Bikeline-Reiseführer?
Zurück zum Hotel, nix.
Mist!
Mit nix Reiseführer Tour auch nix.
Ruhe bewahren!
Wo kann das verdammte Ding sein?
Richtig, bei den Einkäufen. Ich hüpfte vom Hotelfrühstückstisch direkt in den nahen Kaufland und stopfte den begehrten Reiseführer in den Einkaufstoffbeutel.
Gefunden.
Gerettet!

Ich kurvte noch etwas durch Meppens schöne Fußgängerzone, fotografierte das kleine aber schmucke Rathaus, die Regenschirmdekorationen, die farbigen Gebäude, verabschiedete mich von den "Puppenstübchen" und machte mich dann auf den Weg nach Rhede gegenüber von Papenburg.
Happige 65km...

Es ging recht spät und gemächlich los. Normalerweise komme ich so nach einer halben Stunde in die Gänge, heute nicht. Meine Batterie war alle. Schleichfahrt also.

Die ging erst einmal wunderschön entlang der Ems und zwar linksemsisch oben auf dem Deich, die andere Seite, also rechts der Ems hatte sogar gar keinen Deich. Es stimmt also nicht, was immer behauptet wird, die Ems sei komplett eng eingedeicht und Wassersportler innen könnten nix sehen. Am Unterlauf vielleicht, in Meppen nicht. Da können sie, siehste?

EmsRadweg der Forst fußläufig von Meppen, ein tolles Naherholungsgebiet

Der EmsRadweg führte mich bald links ab auf einer Schotterpiste durch den Wald. Was für schöne alte Buchen! Die bekommen zwei Mann nicht umfasst. Der Schleichfahrende ließ den Wald mit seinen zum Teil Jahrhunderte alten Bäumen auf sich wirken. Die Ems wurde auch hier begradigt, das Ergebnis von solcher Planung erleben wir ja derzeit (2021) in anderen Regionen der Requblik. Der EmsRadweg verläuft an einem alten Emsarm weiter durch den Wald, überall Vogelgezwitscher, sehr sehr schön.
Das Gebiet gehört noch zur Stadt Meppen, die damit ihren Bürgerinnen und Bürgern ein ziemliches gutes Angebot an Lebensqualität liefert. Der Forst Meppen ist fußläufig erreichbar.
Hut ab!

Weiter nach Norden. Der EmsRadweg zeigte sich abwechslungsreich, mal Straße, mal Weg, mal Schotter. Zum Teil waren die Schotterpisten besser zu befahren als der mit Flicken übersäte Asphalt der einfachen Wirtschaftswege. Aua, rief mein Rücken mehrfach.
Nahe bei Hüntel gab es eine Schleuse und zum ersten Mal sah ich Berufsschifffahrt unterwegs. Zur Freude auch einer Schar kleiner Kinder liefen direkt zwei Pötte in die Schleuse ein, einer hupte grüßend. Alle kleinen Kinder freuten sich, die Großen auch.
Ich kehrte im nahen Schleusencafe ein, immerhin habe ich bereist 7 km geschafft! Liebe Leute, das wird heute nix...

Nach weiteren drei Kilometern erreichte ich nun endlich Haren (Ems) und fahr an den kleinen Museumshafen, sehr nett gemacht. Ein alter Hochseefrachtsegler mit zwei Masten und eine Pünte, ein regionales Kanalschiff, gab es zu sehen, sowie eine Menge Teile vor dem örtlichen Schifffahrtsmuseum von der Boje, Tonne bis hin zum Schiffsmotorenbau. Und eine schöne Kirche hat es in Haren! Es ist schön gemütlich dort. Und recht geschäftig, denn Haren (Ems) ist einer der größten Reedereistandorte in Deutschland.

Entlang der Landstraße ging es nach Landegge und dann weiter zur Schleuse Hilter. So hieß auch das erste Schiff in der Schleuse davor. Also keine absichtliche Buchstabenverwechslung.
Alsbald rollte ich auf ein riesiges Gut zu, vollgestopft mit Pferden. Ich überholte eine Gruppe von acht Reiterinnen auf ihren Pferden wenig später kam mir auf einer dann vibrierenden Brücke ganze 14 Pferde mit einem Mann als Aufsicht/Betreuer/Reitlehrer dazu. Sonst alles Mädchen, ganz klassisch, kein Junge dabei. Die dürfen da wahrscheinlich sicherheitshalber gar nicht hin.

EmsRadweg Transrapid Lathen

Es ging nun wieder - diesmal übrigens gut asphaltiert - direkt an der Ems entlang auf Lathen zu. Es war bereits sehr spät und ich traf eine Entscheidung.
Nein nicht 25km weiter, sondern ab ein paar kleine Kilometer nach Osten zur ehemaligen Teststrecke des Transrapids. Die wurde erreicht, nur war das Infozentrum zu. Wohl wegen Corona oder was auch immer geschlossen. Das Unkraut wuchs zwischen den Wegplatten und -Steinen, da lief schon lange keineR mehr durch. EmsRadweg an der Transrapid Versuchsstrecke Lathen
Trotzdem wahr es sehr beeindruckend. Leider war auch der Zugang zum Haltepunkt des Besucherzentrums geschlossen. Doch ein altes Transrapid-Fahrzeug, man sollte wohl besser Schwebzeug sagen, war von außen zu betrachten. Ökologie, ein hoher Energieaufwand und Flächenverbrauch waren wohl die Punkte an dem das Projekt in Deutschland scheiterte. Emsradweg-Transrapid Haltepunkt am Besucherzentrum Lathen Die Strecke mit ihren Stelzen war schon imposant. Dem Vernehmen nach interessiere sich eine chinesische Firma für eine Nutzung der Anlage. In Shanghai ist ein Transrapid in Betrieb. Emsradweg Lathen Transrapid das Denkmal zur Erinnerng an das große Unglück
Auf dem Gelände befindet sich ein Denkmal zur Erinnerung an das große Unglück mit vielen Opfen in 2006.
Mehr zum Transrapid: wikipedia und ein damaliges Werbevideo.

Ab zum Bahnhof Lathen, denn jetzt werden zwei Stationen mit der Regionalbahn gefahren. Wenn man schreibt, dass die zum EmsRadweg parallele Bahn bei Schietwetter oder Aua von Vorteil wäre, dann sollte man dies auch testen! EmsRadweg Dampflok Lokdenkmal Lathen
Bevor es losging freute ich mich noch über das Lokdenkmal, eine 600mm-Dampflok an der Rückseite des Bahnhofs.
Der Bahnhof selbst ist sehr bescheiden, zum Gleis 2 musste ich mein Fahrrad über Stufen und das Gleis 1 wuchten, der Einstieg in den Triebwagen war auch nicht einfach, der Bahnsteig muss hier erst noch saniert werden. Eigentlich unglaublich, dafür, dass damals hier im totalen Kontrast vor Ort modernste Technik präsentiert wurde. Das sollte sich auch ohne Chinesische Firmen bessern.
Der hier schreibende Bahnfan hatte in Lathen die Mobilitäts-Zeitsprünge vom Dampfross zum Regionalexpress und weiter zum zwar gescheiterten aber doch futuristischen Transrapid genossen.

Dreizehn Minuten später stieg ich in Aschendorf wieder aus aus und rollte noch fünf Kilometer nach Rhede zu meinem Hotel.
Das war in Ordnung. Das schöne große Zimmer mit Blick auf die feine Kirche bot sensationellerweise zwei Steckdosen direkt über dem Schreibtisch. Das erfreut das Energie ladene Radlerherz.

Die Küche schloss jedoch pünktlich um 21.00 Uhr, eine Nachbestellung war nicht verhandelbar, dann gab es eben auch kein Bier mehr.
Also ab ins Bett und vorher noch den Tag 6 tippen. Der ist jetzt fertig.
Gute Nacht!