Dietmar Wolf, der grüne Wolf für Düsseldorf

19.07.2021 Emsradweg Greven-Gimbte bis Glessen (nach Emsbüren)

Halbzeit!
Meine Tour hatte heute Halbzeit.
Sie sollte vom 16.07. bis 22.07.2021 gehen und in Ditzum enden, heute Mittag bei Kilometer 37,5 gab es das Bergfest zu feiern, doch nirgendwo ein Café gar ein Eis zu sehen...

Von meinem Mücken-Hotel (es taten mich 1000 verjücken) ging ich erst einmal in den Dorfladen von Gimbte. Und den fand ich schonmal sensationell, denn die Frauen, die den betreiben hatten nahezu alles, was man so braucht. So habe ich mich für meine heutige Tour grundverpflegt. Schließlich gab es heute mit 75km die längste Etappe und davor hatte ich ein wenig Bammel. Mit Recht.

Im Ziel gab es nur Frühstück, also direkt Mittag- und Abendessen sowie drei Schokoriegel gegen Hungerast eingepackt. Letztere halfen echt über den Berg. Emsland? Welcher Berg? Kommt gleich...

EmsRadweg Feldhase

Von Gimbte ging es flott auf Greven zu. Da lockte mich nix, ich wollte flott weiter. Die Burg war schon lange im Eimer, der Radweg führte eher der Ems entlang und nicht ins Zentrum, Umwege lockten mich heute nicht.
Doch ein Feldhase überraschte mich, ersaß mitten auf dem Radweg und floh recht spät. Im grünen Gras beobachtete er mich skeptisch. Auch mit Recht.

Dem Fluss folgend erreichte ich das Naturschutzgebiet der Wentruper Berge, eine Anhäufung von Sanddünen, nach der Eiszeit entstandene Binnendünen, die ab Mitte des 19. Jahrhunderts in großflächigen Monokulturen als Kiefernforste genutzt wurden.
Nun versucht man mit EU-Mitteln, wieder eine große typische Artenvielfalt zu erreichen. Und richtig hügelig waren sie auch, bis 70 Meter hoch glaube ich, schnauf.

EmsRadweg Freilichtmuseum Sachsenhof Greven-Pentrup

Nur ein paar Kilometer weiter gab es den Sachsenhof zu besichtigen. Bei dem Freilichtmuseum nahe des Ortes Pentrup handelt es sich um eine den archäologischen Funden in Münster-Giltrup nachempfundenen Dorf aus karolingiger Zeit, sprich um das Jahr 800 herum.
Um das Haupthaus herum gab es Lagerschuppen, eine Art Keller zum Kühlen, einen Brunnen, Ställe. Klar, alles aus Holz, Wände zum Teil aus Lehm&Stroh und Reetdächer.
Das war dermaßen anschaulich - und ich alleine - so dass ich nur ein paar Sekunden träumen brauchte und ich war in einem Märchen oder Märchenfilm in dem Kinder in abgerissener Kleidung spielen, Tiere umherlaufen, eine Frau in großer Schürze vor einem Haus auf einer Bank sitzend ein Huhn rupft und griesgrämige Männer mit breiten Schultern und breiten Händen ihr Tagwerk nachgehen.

Ackerbau war vor 1200 Jahren angesagt, doch was baute man damals an?
Alte Getreide wie Gerste, Dinkel, Buchweizen, Emma, Einkorn und Zwergweizen, Binkel genannt, hatte man in schmalen Beeten ausgesät. Sie waren fast alle erntereif. Also, Binkel bzw. Binkelweizen hatte ich bis dato noch nicht gekannt.

Ab Wentrup gab es jetzt viel Strecke. Richtung Emsdetten konnte ich dann irgendwann wählen, Landstraße direkt oder Richtung NaTourismusroute Tecklenburger Land mit leichtem Umweg aber original EmsRadweg. Die Route war die richtige Entscheidung. EmsRadweg Tobias Müllfahrzeug vorraus Emsdetten
Zum größten Teil hat mich es total begeistert. Die Wege des EmsRadweg waren gut ausgesucht, die Landschaft mit ihrer Abwechslung von Wald-Wiese-Acker-Dorf-Wald fand ich charmant. Und fernab großer Straßen schlängelte sich der EmsRadweg als Schotterpiste durch diese wunderschöne Abwechslung, die ich so richtig genießen konnte. Mir fielen viele Bänke und Rastmöglichkeiten auf, die müssen sauber gehalten werden. Ich lernte Tobias kennen, der macht das nämlich und rollt den oft auch geschotterten Radweg mit einem kleinen kommunalen Reinigungsfahrzeug ab, räumt die Mülleimer leer, fegt drumherum und nimmt den daneben geworfenen Unrat ebenfalls mit. Das ist bestimmt eine der besten Touren der Stadtreinigung Emsdetten. Danke Tobias!

Emsdetten war schneller als gedacht erreicht. Der Radweg führte auch hier nicht ins Zentrum, Also war man aus Emsdetten schneller wieder raus als gedacht. Der Landschaftswechsel war ebenfalls so schön wie vorher, ich legte eine ausgedehnte Mittagspause ein. Alsdann passierte ich Elter Sand, ebenfalls ein aus Sanddünen bestehendes Gebiet.

EmsRadweg Strolche im Koenigreich Elte

„Königreich Elte“ nennen einige Dörfler ihre Kommune, auf das ein recht eigenes Ortseingangsschild (auf Privatgrund) hinwies.
Ein weiteres Schild führte Radreisende in die Irre. Der Radwegpfeil zeigte nach links in einen Feldweg an dessen Ende sich ein Monster von Traktor zeigte.
Ich vermute keine versehentlich falsche Anbringung sondern ein paar gewitzte Strolche,
denn auch im Köingreich Elte gibt es solche!

War die Landschaft schön, so war der Radweg bzw. seine Sträßchen zum Teil ein Graus. Der Asphalt war nur noch eine Flickenteppich, den ich in jedem Wirbel meiner Säule spürte.
AUA! Dagegen half nur eine 400er.

Die 043 196-5 in Salzbergen In Rheine hatte ich mich beinahe wieder verfahren, aber nur beinahe. Bahnhof und BW ließ ich liegen, die Strecke war noch lang genug und eine Dampflok wartete eh noch auf mich. 043 196-5 Salzbergen
Und zwar die 043 196-5 in Salzbergen.

Eine BR43 dient dort los Denkmallok und gilt als die letzte offiziell aktive Dampflok der Deutschen Bundesbahn. Wenn nicht die Leute in Emden mit ihrer 43iger das gleiche Recht in Anspruch nehmen würden... Die letzten aktiven Dampfloks, wikipedia.de

Nun begann eine scheußliche Quälerei, es waren jetzt noch 25km, mein geliebter Gegenwind kam wieder und die Straßenverhältnisse waren wie oben geschildert einfach gruselig. An Emsbüren vorbei gehuscht, eher vorbei geschlichen, erreichte ich den Ort Gleesen und konnte mir dort meinen Zimmerschlüssel abholen. Der Emsradweg über die Ems zwischen Emsbüren und Helschen Fotos: Emsradweg zwischen Emsbüren und Helschen, Camping zum alten Fährhaus. Emsradweg Camping zum alten Fährhaus nahe Emsbüren Das kleine Gästehaus stand noch einen weiteren Kilometer weiter auf der anderen Seite des Dortmund-Ems-Kanals mitten im Wald. Total nette Lage, wenn nicht zwei Dinge gewesen wären:

  • - nahe hörbare Landstraße
  • - aus meinem Fenster Blick auf das AKW bei Lingen.

Mein mitgebrachtes Abendessen schnell auf der Terrasse verdrückt und ab unter die Dusche. Brrr. Es gab zwei Temperaturen, kalt und eiskalt. Als Bett diente ein Etagenbett, was mich eher an eine Jugendherberge erinnerte denn an eine Pension/Gasthaus. Die Lage war nett, das Preis-Leistungsverhältnis nicht so toll.
Am Abend kamen noch zwei Ehepaare als Gäste, ich war also nicht alleine im einsamen Haus, was sich als Doppelzimmer und mit Warmwasser bestimmt lohnt, erst recht für Kleingruppen.

Tagwerk: 76 anstrengende Kilometer.