30.07. Dole - Verdun sur le Doubs
Der Bettzipfel in meinem Zelt zog arg. Mühselig quälte ich mich aus dem Federn. Der Morgen grüßte leicht sonnig, weniger heiter mehr wolkig. Hauptsache kein Regen!
Abgebaut wurde schnell, so langsam saßen die Handgriffe. Am Imbiss des Platzes noch schnell einen Kaffee geschlürft – Croissants nur gegen Vorbestellung – und dann ging es ins Städtchen Dole, Frühstück einkaufen.
Steil ging es hoch ins Zentrum, welches von vielen Geschäften aller Richtungen sowie reichlich Restaurants und Bistros gesegnet ist.
Das Zentrum selbst ist eine gelungene Fußgängerzone. Die Häuser und Straßen gefielen mir sehr. Mit Einbahnstraßen versucht man dem PKW-Verkehr etwas zu lenken. Radfahren in Gegenrichtung ist möglich, doch ich fand weder eine Boulangerie, Alimentation oder Boucherie.
Doch da!
Endlich konnte ich mein Rad abstellen und in den Laden huschen, mein Magen knurrte bereits arg. So wurden Sandwiches, kleine Törtchen mit Thun und Käse, Boulette und wieder eine Nekatarine aus eigenem Garten erworben.
Dermaßen gut gerüstet ging es auf den Weg, Cergy kurz vor Chalon sur Saone war das Ziel. Doch es kam anders.
Zunächst ging es aus Dole dem Doubs entlang hinaus. Von dem müsste ich mich nun erst einmal verabschieden, es gab aber noch ein Wiedersehen. Ab Chrissy folgte ich dem EuroVelo 6 entlang des Rhein-Rhone-Kanals, dann entlang normaler Straßen durch den Ort Damaris.
So langsam bekam ich Probleme und das waren erst einmal zwei zusammenhängende. Nach ersten doofen Anfängen schmerzte mein Rücken nun arg und zur weiteren Belastung erreichte ich nach Abergement-la-Ronce Deparment-de-Or. Klingt erst vielversprechend, aber die Leute aus Or investieren nicht soviel in Radwege wie ihre freundlichen Nachbarn. Die Strecke sah farblich erst rein aus, stellte sich dann jedoch als zwar asphaltiert aber veraltet und recht hüggelig dar. Permanent kleine harte Bodenwellen. Die kleinen Schläge taten meinem Rücken überhaupt nicht gut, der Schmerz wurde stärker, die zum Glück eingepackten Tabletten halfen kaum noch.
Das dritte Problem hieß Regen. Dieses Mal reagierte ich aber früh. Frei nach dem Motto, wenn du das erste Mal daran denkst, tue es, stoppte ich angesichts Unheil versprechender Wolken. Es wurde alles noch einmal auf Regenfestigkeit überprüft und verzurrt. Das machte sich am Ziel bezahlt, alles blieb trocken.
Immerhin.
Klar, mit dem Regen kam ebenfalls ein intensiver Gegenwind. Das alles hatten die Meteorologen wohl nicht auf dem Schirm.
Es war echte Quälerei, Aua und Nässe von oben, Luft von vorn. Nicht mein Tag.
Mensch!
Dabei ist das eine echt schöne Gegend hier. Und ich wartete doch mit Spannung auf die Saone, die sollte alsbald in Sicht kommen. Doch davor hat der Liebe Gott zum Glück das Paradies gesetzt.
An der Schleuse No. 73 kurz vor der Saone offerierte Madame aus dem Schleusenhäuschen Kaffee, Eis und Getränke. Sowas von STOP! Her mit einem Kaffee und einer eiskalten Cola. Madame wies noch darauf hin, dass sie noch etwas kochen könnte. Ein Biergärtchen lud zum Verweilen ein. Der Regen ließ zwar nach, doch ich ließ mich meinen Rücken schonend erst einmal lange lange nieder. Das aller erinnerte mich sehr an die liebevollen kleinen BISTROS an und in den Schleusenhäuschen das Canal der Nivernais letztes Jahr. In ihrem Garten hatte Madame ein Straßenschild hängen: „Rue de Paradies“.
Es ging ohne Regen weiter, bereits Schleuse No. 74 trennte den Kanal von der Saone, der nächste Fluss auf der Tour. Doch für mich war das mit meinem Rücken eine Tortour. Es ging nur in kleinen Intervallen weiter, zwischendurch machte ich immer kleine Pausen, entsprechend spät war es bereits am Tag.
In Chaugey stoppte ich an der Bahn, doch der Zugang zum Bahnsteig ging nur via Brücke und Treppen. Und juchuuu, Regen setzte wieder ein. Mitten auf der Kreuzung traf ich einen Radfahrer in Gegenrichtung, wir tauschten uns aus. Er pries den Campingplatz in Verdun auf le Doubs. Cergy würde ich heute nicht mehr schaffen, soviel Stand fest. Aber Verdun? Probieren. Wenigstens das!
Der Regen hielt zum Glück nur die paar Kilometer bis Pagny-la-Ville an. Der Bikeline-Führer zeigt einen Zickzack entlang eines Seitenkanals an, ich nahm von der Brücke die D38 direkt nach Pagny rein. Danach ging es eh auf der D110e weiter, beide Straßen waren kaum gefahren, es ging also gut.
Bis auf den Rücken. Auaaa.
Nach Seurre sollte es eine Schotterstrecke entlang der Saonne geben, doch die Route war nicht schlimmer als sonst. Kurz nach Chazelle gab es noch eine kurze Pause mit den letzten Köstlichkeiten aus Dole, z.B. der Nektarine.
Noch 18 km bis Verdun-sur-les-Doubs. Auf den Doubs traf ich dann ein vorletztes Mal. Seit Pagny befuhr ich übrigens kaum befahrene Landstraßen, die Abwechslung durch das Agrare machte sogar Spaß.
Die letzten fünf Kilometer bis Verdun zogen sich und zogen sich. Doch endlich, erreicht. Die Wolken hinten tief, hielten ihre Feuchtigkeit aber bei sich, siehe Foto. Im centre ville fand ich diesmal schnell eine Boucherie sowie eine Boulangerie Patesserie genau gegenüber wo ich mich mit dem Nötigsten versorgte.
Für meine Dackelgarage fand ich auf dem Campingplatz noch einen schönen Platz mit Blick auf den Fluss. In Ruhe aufgebaut, alles trocken ich sicher verstaut und dann ging es mit meinem kleinen Höckerchen, meinen Vorräten und mir an den Fluss.
Diner!
Zurück zum Zelt. Irgendjemand auf dem Platz hier hat einen lauten Vogel mitgebracht, einen Beo oder so. Den bringe ich um.
Was also noch fehlte war der Schlummertrunk, den erhielt ich so 400 Meter zurück vor der Bürgermeisterei in einer Bar Restaurant Terrasse. Et voila!
Bevor es in die Federn ging – ich schlief wie ein Stein - überlegte ich noch: Soll ich oder soll ich nicht?
70 km dennoch, immerhin!
Weiter zu Tag 6
#hierschriebdergrünewolf4