Dietmar Wolf, der grüne Wolf für Düsseldorf

Mit dem Rad nach Chablis und entlang des Canal de Nivernais

Strecke: Toul - Void - Mauvages - Montier-aux-Saulx - Chevillon - voie verte - Saint-Dizier,
La Moselle - Canal de la Marne au Rhin - La Meuse - La Marne


17.07.2018 106km ohne Rote Mühle und doch viel Spaß


Frühstück im ABC-Hotel Toul

Das Hotelfrühstück stellte sich etwas karg dar, man ja war ja in Frankreich. Aber für die zweite Tasse Kaffee noch extra bezahlen?

Toul verlassen ging schnell, auf zur D400 und auf Richtung Void. Doch am Port de France, dem Hafen von Toul erblickte ich eine schöne Asphaltstrecke direkt am Canal de la Marne au Rhin entlang - in meiner Hauptrichtung. Nix war ausgeschildert, egal, testen. Ergebnis: Die Strecke ist einer voie verte wert! Da war es wieder das schöne Gefühl, einem Kanal entlang zu radeln und das noch auf guter Asphaltpiste. tunnel-canal-de-la-marne-au-rhin
Bis ich nach ca. 10km überrascht vor einem Tunnel stand, da durften Schiffe durch, ich nicht. Obwohl es da noch einen breiten Pfad gab…
Die Touristiker*innen der Region und im fernen Paris könnten sich einmal Gedanken machen, von Void aus nach Toul und damit zu La Moselle mit ihrem Radweg eine voie verte zu bauen - falls sie dies nicht schon längst vorhaben. Das wäre ein Hit.

Die Tunnelumfahrung führte mich durch den Ort Foug. Auf der Kanalbrücke stand eine Dame, die mich auf die großen dicken Forellen unten knapp vor dem Tunneleingang aufmerksam machte. Dass diese Fische gut zu verzehren währen, begeisterte sie nicht. Fettnäpfchen. Vegetarierin?
In Foug ging es dann den ersten guten Hügel hoch und das gute an den Dingern ist ja, auf ihrer anderen Seite wieder gut runter. Leider auf einer größeren Departmental.

Nach flotter Fahrt erreichte ich wieder den Canal, doch welche Enttäuschung, an seiner Seite führte nur ein schmaler Schotterpfad entlang. Geradeaus begeisterte mich auf der Karte nix, also auf in südlicher Richtung der Marne entgegen. Denn dort kann man auf eine schöne Strecke des Maasradwegs abbiegen. Die liegt nämlich zwischen Mosel und Marne. Und als Rheinländer sollte man "La Meuse" schon einmal die Ehre geben.

Was ist man doch verwöhnt. Nicht entlang des Flusses sondern einer eine zum Glück nicht so stark befahrenen Straße ging es vorbei an Ourches-sur-Meuse bis nach St. Germain-sur-Meuse. Sonnenblumen Ourches sur Meuse
Dort traf ich auf den Maas-Radweg, der mich ganz fantastisch charmant in einem weiten Bogen hoch hinaus führte. Goldgelbe Felder, kilometerweit Sonnenblumen, weite Wiesen und oben in den Hügeln kühlender Wald ergaben ein tolles Natur-, und agrares Erlebnis. Genau, der Weg führt dort nicht an der Maas entlang. Auf der anderen Seite runter ward die Stadt Void-Vacon erreicht. Canal de la Marne au Rhine Void Et voila, der Canal de la Marne au Rhin ebenfalls. Dem galt es nun südwärts zu folgen. Geradeaus winkte eine reizlose Rue National. Mit Kanälen habe ich es ja, also los:

Direkt an der alten Treidellok links abbiegen, fahren Sie nicht über Void-Centre Ville. Entlang des Kanals gibt es leider wieder nur einsame Schotterpisten, hier auch wieder die Anregung an die Touristiker, doch also, es hätte schon seinen Reiz. Ich nahm die Straße.

Der Ort Sauvoz war trist, die erhoffte Kaffee-Pause entfiel mangels Café-Angebot. Im nächsten Ort Mauvages ebenfalls. In Mauvages verabschiedete ich mich vom Canal. Canal de la Marne au Rhin Mauvages
Er führt in einem kilometerlangen Tunnel mitten durch den Berg. Ich musste da rüber und entschied mich gegen die D10/D960 und diesmal für einen gut ausgeschilderten Wanderweg auf einer Piste mit feinem weißen Schotter hoch zum winzigen Ort Delouze. Bald war alles weiß eingepudert. Anstrengend war es, ja, aber eine tolle Abwechslung von allen Straßen und vor allem eine tolle Stille.
Nichts als Sonne, grüne Natur und Stille.

Schotterpiste hoch nach Douves

War ich in Toul für meine Verhältnisse mit neun Uhr recht früh aufgebrochen, um den kühlen Morgen noch zu genießen, so holte mich nun die Mittagshitze ein. Feldweg nach Douves Puuh war das warm.
Ich stoppte des Öfteren im Schatten und nahm große Schlucke aus der Pulle. Meine 3-Liter-Wasservorräte schrumpften. Hopp! Die Piste weiter entlang an ein paar Kuhweiden und bald auf Feld- oder eher Wiesenweg durch abgeerntete Felder. Die D960 war nach jenen 4,5 gut ausgeschilderten Kilometern erreicht. Also, der vielleicht etwas umständlichere Weg lohnte auf jeden Fall.

Nun die D960 den Hügel mit Schwung hinab. Doch irgendetwas knackte andauernd. Des Rätsels Lösung waren Teerblasen, die sich in der Mittagshitze auf dem Asphalt bildeten und laut knallten wie bei überfahrenen Kirschkernen. Lustig fand ich, dass die kalkweiß eingepuderten Reifen nun in ihrer Mitte einen schmalen pechschwarzen Teerstreifen hatten, das sah echt cool aus.

Houdelaincourt am Fuße des Hügels war ebenfalls eine Enttäuschung. Keine Kneipe, Laden, Bar, Café oder sowas. Vorsicht! Die Region hier ist gastronomisch echt unterstrukturiert. Nachteil für die Wasservorräte bei der Hitze. Tipp: An heißen Tagen mehr Wasser bunkern. Hier gab es zwar *mittags geschlossen* eine Art Restaurant-Hotel, aber ehrlich, hier hielt mich nix. Houdelaincourt war mein Plan C, falls es witterungsbedingte Rückschläge gäbe. Gab es nicht. Weiter.

Auf der anderen Seite der kommenden sanften Hügelkette, man befindet sich nicht in den Pyrenäen, es ist echt nur eine sanfte Hügelkette, nun, da lag Chevillon und die Marne als Plan A. Als Plan B winkte unterwegs übrigens Montiers-sur-Saulx. Auf geht es. Notfalls wird irgendwo nach Wasser gefragt. Geht auch mit 5 Wörtern Französisch.

Boah eh, das ging dann an meine kleinen Grenzen. Heiß und hüggelisch hübsch die D191 hoch nach Ribeaucourt. Holla. Doch das Erlebnis, Klasse. Agrare Stille. Natur pur, kaum KFZ und die nahmen wie immer hier in der Region Rücksicht auf Radelnde. Bemerkenswert das. Bis auf ein paar ganz wenige Vollhorst-LKW. Holla, der zweite Liter war im Nu weg. Gelernt habe ich, bei derartigen Temperaturen mittags irgendwo eine Pause im Schatten einzulegen. Machte ich aber nicht.

Hügel rauf heißt ja immer auch Hügel runter. Ribeaucourt war erreicht, keine Bar oder Alimentation. Den Ort durchsuchte ich erfolglos. Doch nicht ganz, bei netten Dame konnte ich meine Wasserflaschen wieder füllen. Jetzt hatte ich 2 Liter bis nach Chevillon, prima. Denkste. Denn dann kamen 4 km bergan bei den Temperaturen, da war die erste Pulle oben schon wieder leer. Ganz leer. Die nächste Hoffnung lag in Montiers-sur-Saulx, was für ein hübscher Ort! Viel Mühe geben sich die Leute da. Nur `n Bistro hat es da nicht. Eine geöffnete Motorhaube am Ortsausgang ließ mich halten. Ich bekam von den netten Leuten meine Pulle gefüllt und noch eine 1,5 Liter Flasche Mineralwasser geschenkt. Nun hatte ich sogar mehr als beim Start in Toul dabei. Merci!

Für den Plan A Chevillon hatte ich ein Hotel im Auge, das Restaurant sollte mich regenerieren. Doch bis dahin waren es noch 14 Kilometer und klar, wieder bergauf. La Saulx hieß das Flüsschen im Tal. Was soll ich sagen, wieder quer durch die agrare Natur, ich liebe das, 5 km hoch und dann erstmal leicht hügglisch weiter. Die 1,5 Liter-Pulle war fast leer, als ich endlich in Chevillon ankam.

Meine drei Schokoriegel fielen nach dem netten aber für meine Verhältnisse spartanischen Frühstück im ABC-Hotel Toul meinem Hunger zum Opfer. Mensch hatte ich Hunger, 84km auf dem Tacho und richtig Hunger. Kurz vor der Bahnschranke eine spontane Vollbremsung an einer Boulangerie! Die hatten um 16.30h nicht nur auf, sondern zwei hoch leckere mit Käse und Speck überbackene Croissants und eine 1,25l-Flasche eiskalter Coffein- und zuckerhaltiger Limonade.
Am Tennisplatz nahe der SNCF-Haltestelle Chevillon ließ ich mich nieder, meine erste richtige Pause. Was waren die Dinger lecker! Die Cola zischte nur so und plötzlich war ich dank Zucker und viel Wasser wieder vital. Ein wacher Rundumblick ließ mich mein Plan-A-Hotel Rote Mühle erkennen. Baustelle oder was ist das? Sorry. Nö, ohne mich. Karte raus und gucken. Revitalisiert schwang ich mich aufs Rad Richtung Saint-Dizier.

#kanalradwandern

Neuer Plan: Das erste nette Hotel wird genommen. Prima. Kam nur keines, bis auf ein superteures Gites de France, was auch mit seinem Pool sehr gut aussah und seinen Preis sicherlich wert war.
Toll war, ich war wieder an einem Kanal! Der Radweg entlang der Marne gehört zu den voie vertes in Frankreich und trägt die Nummer V53. Und das nur nach wenigen Metern von der netten Boulangerie Chevillon entfernt. Himmlisch. Ab jetzt kein hüggelisch mehr, schön plan ging es los, doch STOPP.

Aus der nahen Schleuse des Marne-Kanals motorte eine Berufsschifffahrt. Zumindest sah es anfangs so aus. Ich blieb was stehen um das Bild zu machen. Die Nationale fehlte, doch es war schnell die niederländische Herkunft zu ermitteln. Vom Ruderstand winkte die Schiffsführerin. Solch ein Anblick ist ja schon wieder ein Punkt beim #Genussradeln entlang französischer Kanäle. Mensch, wie beim Start in Toul entspanntes #Kanalradwandern. Es kamen sonst nur keine Boote vorbei. Egal. pont-chemin-de-fer-canal-marne
Hotels gabs auch nicht. Egal. Irgendwann stand ich am Ortseingang von Saint-Dizier und hatte 106km auf dem Tacho, als ich am dann via Internet fokussierten Hotel ankam. Die hatten noch Platz, Essen, Bier und Wein für mich in ihrem Restaurant Louis XV., hört sich schlimmer an als es war.

Zu später Stunde in der ich Notizen zu diesem kleinen Reisetagebuch schrieb, machten sich die Mirage oder welche Vögel auch immer bemerkbar, die bereits am Nachmittag am Himmel Fangen spielten. Nun übten sie wohl Nachtlanden. Nahe Saint-Dizier. Ist ja auch nicht so einfach, das Nachtlanden. Aber laut. Besonders das Durchstarten. Zum Glück führte ich Ohrstöpsel mit. Ohropax für alle!
Was sagten Sie?
Halloooo?





Karte
Die gesamte Tour ist in etwa auf einer Karte im kostenlosen Tourenportal komoot.de skizziert - Registrierung erforderlich.
Nach der erfolgten Registrierung auf der Tourseite zur vergrößerbaren Karte und Höhenangaben runterscrollen. Gute Lektüre.


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