Mit dem Rad nach Chablis und entlang des Canal de Nivernais
Strecke: Epiry - Canal de Nivernais Ecluse 16 - Port Brule - Etand de Baye - Bernay - Montaron
24.07.2018 69km über 30 Grad Düsseldorf und Güterschuppen
Das fing ja schon gut an mit dem Tag. Zum Frühstück kam noch ein niederländisches Paar hinzu. Beide fahren viel Fahrrad, auch hier in der Region. Wir kamen auf viele Themen, angesichts des Schmetterlingstreibens auch auf das in NL gefürchtete Insektensterben und dem Verursacher Glyphosat. Trotzdem hatten wir ein humoriges Frühstück.
Ohne Ei.
Wie schade, denn dort auf dem Campingplatz gibt es Hühner (und Schafe die Nächte laut Blöcken, gepriesen sein die Ohrstöpsel) doch wie Annemieke berichtete, legen die Hennen nur alle drei bis vier Tage ein Ei. Eben keine Legehennen.
Es wurde immer heißer. Vom Campingplatz musste ich nur(!) 500m bergauf zu einer Kreuzung, da stand ich schon wieder im Eigenen.
Kaum war ich auf die D54 noch und rechts nach Epiry abgebogen, kam mir ein 2CV mit NL-Kennzeichen entegegen. Die stoppten sogar auf mein Winken (Merke: Entenfahrer helfen schon mal), kamen Retour und lächelten in die Kamera.
Das war noch nicht alles mit NL, denn kaum war ich wieder auf dem Radweg Canal der Nivernais, schon ging es weiter. Wie berichtet machte ich bereits gestern mit mir aus, hier zu PAUSiEren.
Hier meint Ecluse 16 / Schleuse 16 von der nun kommenden Schleusentreppe von Sardy. Man bot Eis&Café feil und als Office de Tourisme von Sardy-les-Epiry auch Postkarten. Diese und ein Eis wechselten den Besitzer, ich zog mich hinter das Schleusengebäude in den Schatten zurück und genoss die doppelte Kühle.
Von fern hörte ich eine Weise auf einem Blasinstrument gespielt. Wer hier wohl übt? Einen Kaffee kaufte ich noch und kam ins fröhliche Gespräch mit Madame.
Diese kam überraschend aus Arnheim und ließ sich dereinst wie viele andere aus NL hier nieder. Weil´s gefiel. Übrigens leben hier im Großraum Morvan bis zu 10.000 Niederländer*innen teils in gekauften Ferienhäusern, teils für immer. Die sanfte naturbelassene Hügellandschaft mit dem Canal de Nivernais hatte es ihnen angetan. Ich kann es ihnen nicht verdenken.
So fand Mevrouw einst den Job beim Touristikamt der Region und betreibt im Sommer das Angebot in der Schleuse 16. Wie bereits des Öfteren geschildert, ist die gastronomische bzw. touristische Infrastruktur in den kleinen Dörfern der Region ähnlich wie in den ländlichen Regionen Deutschlands sehr förderungswürdig.
Selbst mit seinem winzigen Angebot ragt Schleuse 16 dabei weit heraus.
Ihre eigene Sprachkompetenz unterstützt und reizt zudem die Dame des Office de Tourisme Sardy deutlich, die wie man merkt gerne unter Leuten ist.
Lustig fand Mevrouw, dass ich aus Düsseldorf komme, heißt sie doch Mevrouw van Disseldorp. Ihre Vorfahren kamen wohl vor vier Generationen aus Düsseldorf.
Das wäre nun zu Düsseldorf, zum Güterschuppen ist es noch was Weg zu radeln.
Nun klärte sich auf was bzw. wer da so hupte. Es machten zwei Boote in der Schleuse fest, das zweite wurde von einem jungen Mann mit Saxophon vorm Bauch gehandelt. Er war Betreuer einer Kinder&Jugendgruppe aus einer der Pariser Vorstädte. „Mit Mädchen und Jungen, die noch nie eine Kuh oder ein Schaf gesehen haben, die sogar noch nie in Paris waren,“ so der Saxophonist und weiter. „Sie lernen die Natur kennen und das nur mit 500 Liter Wasser an Bord eines solchen Bootes.“ Sprach es, füllte am Wasserhahn einmal mehr sein Kuhhorn und trank es aus.
Himmel, nun aber los, fast 12.00 Uhr und ich hatte erst 5km auf dem Ticket. Das kannte ich schon, brauche morgens immer etwas länger um warm zu werden.
Die 16 Schleusen der Schleusentreppe von Sardy (klick nettes Video) bzw. ihr Kanal überwinden hoch zu Wasserscheide Seine-Loire einen Höhenunterschied von 40 Metern. Kamen mir mehr vor. Sie schlängeln sich landschaftlich schön charmant durch den Wald, haben oft Ausweichbecken und Schleusenwärter bzw. -Innen, die zum Teil zwei Schleusen handeln und eben alle Hände voll zu tun haben. Was für eine Kurbelei, denn das geschieht von Hand ohne E-Unterstützung.
Den Radreisenden verschönert man den feinen netten Weg noch mit diversen künstlerischen Werken der Bildhauerei und weiteren Skulpturen.
Die Yonne verabschiedete sich schon längst bei Sardy-lès-Epiry, sie entspringt weiter östlich.
Oben auf dem Berg am Hafen Port Brule beginnt ein langer in die Felsen gehauener schmaler Kanal nach Süden, der bald vom Fluss L´Aron bewässert wird. Er ist zu schmal für zwei Boote im Gegenverkehr, so gibt es eine Durchfahrtregelung. Und Tunnel. Sehr spektakulär. Die paar Häuser ganz oben auf der Wasserscheide nennen sich übrigens La Montagne.
Nach etwas Tempo den Berg hinab erreichte ich den Stausee Etang de Baye, ein Zentrum des Wassersports. Was von der Kanalbrücke (Foto) noch nicht zu sehen war, sein Wasserspiegel lag (heute) niedriger als der des parallel verlaufenden Kanals. Auch interessant. Der nun brachte mich nun in streng südlicher Richtung auf Schwung. Mal wieder bekam ich nachmittags mehr in die Beine als vormittags. Warum auch immer. Es ging gut flott. Es gab kurze Pausen im Schatten, statt spektakulärer Gebäude oder Schleusen widmete ich mich der Tierwelt. Schmetterlinge und Libellen flogen zu Hauf.
Bald kam Chatillon-en-Bazois in Sicht. Erst beeindruckte mich dort ein breiter Turm auf der Kanalseite, dann das Kreuz auf der Kanalbrücke und alsbald erblickte ich jenen Turm in seiner ganzen Anlage mit Herrenhäuser wieder.
Im Hafen gab es dann noch ein seltsames Gefährt mit bretonischer Flagge. Ein ehemaliges nahezu historisches Kanalfahrzeug wie sich später herausstellte, eine Gabarre wenn ich richtig liege.
Zum petit Café gefiel mir nichts. Snob elender.
Die nächsten Kilometer schlängelte sich der Kanal mit mir daneben so richtig durch, Vorteil: je nach Sonnenstand zum Radweg ab und zu Schatten. Kühles gab es auch in Bernay, denn die dortige Schleuse wartete ebenfalls mit Gastronomie auf. Dort stärkte ich mich noch einmal mit einem Eis und erhielt von der äußerst temperamentvollen Schleusenbarfrau noch frisches kühles Wasser aus der Kühlleitung, eine sehr schöne Sitte hier, Radleute so zu verwöhnen. In der Regel gilt, wer nach Wasser fragt bekommt welches, manchmal auch wundervoll gekühlt, auch zwei Flaschen...
Frisch weiter, das Ziel ist nah. Nach einer Art Jugendherberge und dem Campingplatz sollte nun wieder etwas anderes her. Doch wo verdammt, geht es hier zum Bahnhof?
Entrepol de la Gare hieß meine nächste Unterkunft nahe Montaron und Vandenesse.
Nach etwas Suchen fündig geworden und folgende Erkenntnis gewonnen, gar nicht schwer: Bei les Denays, vom Radweg Richtung la Gare und Vandenesse und VOR dem Bahnübergang LINKS auf den Schotterweg und weiter radeln als man denkt, dann rechts ab zum Güterschuppen von Montaron/Vandenesse. Denn das war Robs einmaliges Gasthaus früher einmal.
Karte
Die gesamte Tour ist in etwa auf einer Karte im kostenlosen Tourenportal komoot.de skizziert - Registrierung erforderlich.
Nach der erfolgten Registrierung auf der Tourseite zur vergrößerbaren Karte und Höhenangaben runterscrollen. Gute Lektüre.
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